Es ist nie zu spät, neue Wege zu gehen

Nach 20 Jahren wieder auf der Schulbank – dank Abendrealschule Rheine

Sind Sie arbeitslos geworden durch die Corona-Krise? Haben Sie keine Perspektiven auf eine bessere Zukunft oder genug davon, Hausfrau zu sein? Die Abendrealschule Rheine hat für viele die perfekte Lösung: Ein neuer Abschluss und danach ein krisensicherer Job, egal wie alt man ist. „Es ist nie zu spät, neue Wege im Leben zu gehen“, überzeugen die Lehrer und die Absolventen des Weiterbildungskollegs und wollen alle, denen gerade die Decke auf den Kopf fällt, zu diesem Schritt überzeugen.

Dass so eine Entscheidung nicht einfach zu treffen ist, weiß Sebastian Randow ganz genau.

Der heute 35-Jährige stürzte sich direkt nach der neunten Klasse der Hauptschule in die Arbeitswelt und verfiel dem schönen Gefühl, endlich eigenes Geld verdienen zu können. Doch die Freude dauerte nicht lange. „Ohne einen qualifizierten Abschluss und ohne Ausbildung kommt man heute nicht mehr aus“, sagt Sebastian.

 „Ich habe hier und da gearbeitet, mal in der Montage oder im Lager, manchmal länger, manchmal nur ganz kurz. Einmal war die Arbeit da, einmal nicht“, gibt er zu. „Dann wurde mir klar, so wird es mit den Jobs nicht ewig klappen, und ich habe mich entschieden nach fast 20 Jahren wieder zur Schule zu gehen“, erzählt er.

In wenigen Wochen, gerade mitten in der schwierigen Corona-Krise wird Sebastian den qualifizierten Realschulabschluss erreichen und freut sich noch mehr als vor der Pandemie darauf, seinen beruflichen Traum verwirklichen zu können. „Ich möchte Erzieher werden, das ist ein sicherer Job: Das braucht man, wenn man eine Familie hat“, betont er stolz.

Und das kann er wirklich sein. Eineinhalb Jahre hat Sebastian eine logistische Meisterleistung, wie er das selber bezeichnet, erbracht. „Sehr oft musste ich den inneren Schweinehund überwinden. Ich habe 8 Stunden gearbeitet und danach ging ich um 16 Uhr statt nach Hause, direkt in die Schule, wo ich bis 22 Uhr lernte. Meinen Sohn und meine Freundin habe ich an den Tagen kaum gesehen. Die Mühe hat sich aber gelohnt“, ist er überzeugt und nicht der Einzige, der durch einen neuen Abschluss mit Ruhe in die Zukunft blicken kann.

Auch Viktoria Peters (in der Bildmitte), die die Abendrealschule schon vor drei Jahren verlassen hat, bereut keine Sekunde die Entscheidung, kurz vor dem 30. Geburtstag einen neuen Weg in ihrem Leben gegangen zu sein.

Sie hatte keinen Abschluss, ihre Welt waren die Kinder und der Haushalt. In drei Monaten beendet sie ihre Ausbildung als Steuerfachangestellte. „Ich wollte mir etwas beweisen und ein Vorbild für meine Kinder sein“, sagt sie. „Es dauerte zweieinhalb Jahre, aber ich habe die deutsche Sprache gelernt und meine Horizonte erweitert “, erzählt die gebürtige Russin.

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Die Schulleiterin Christiane Beckmann-Veerkamp betont, dass jeder es versuchen könne, einen neuen Abschluss zu machen oder einen schon erlangten zu verbessern. „Es ist egal, ob Sie jung oder älter sind, ob Sie einen deutschen Pass haben oder einen Migrationshintergrund, ob Sie nur einen Hauptschulabschluss haben möchten oder vielleicht Abitur machen wollen und eine Qualifikation benötigen“, zählt sie auf, „jeder zwischen 17 und 99 Jahren kann zu uns kommen, auch diejenigen, die noch kein Deutsch sprechen – wir geben Ihnen eine neue, bessere Zukunft“, verspricht sie.  „Alles, was Sie tun müssen ist – sich anmelden und lernen. Es ist auf jeden Fall besser als auf der Couch zu sitzen und über die Corona-Krise zu nörgeln“.

Anmeldungen sind aufgrund der Kontaktbeschränkungen aktuell jederzeit online an info@abendrealschule-rheine.de oder zu den Öffnungszeiten des Sekretariats telefonisch möglich (0 59 71 /  5 51 24). Weitere Informationen finden Sie hier.