Das große Zittern hat begonnen

Für die 34 Schülerinnen und Schüler unseres Abschlusssemesters haben am Mittwoch, 19.05.2021, genauso wie für Tausende Zehntklässler in ganz NRW, die Zentralen Abschlussprüfungen begonnen. Viele sind besorgt und verstehen nicht, warum trotz Pandemie die Aufgaben zentral gestellt werden, das heißt für alle Schulen gleich, obwohl der Unterricht wegen der Corona-Krise nicht überall gleich erteilt werden konnte.

Die Prüfung beginnt erst um 9.00 Uhr, trotzdem versammeln sich die Schülerinnen und Schüler schon mehr als eine Stunde vorher auf dem Schulhof.  Jedes Mal müssen sie nämlich gleich zwei Tests bestehen – zuerst den Corona-Test und dann erst die eigentliche Prüfung – für viele eine Zitterpartie. Eine Infektion kann schnell einen Strich durch die Rechnung und die beruflichen Pläne zunichte machen.

Einige haben schon einen Ausbildungsvertrag unterschrieben und wenn sie den Abschluss wegen Corona nicht schaffen, zerplatzt der Traum vom Azubi-Leben.

Die meisten haben Angst, dass die zentral gestellten Aufgaben einfach zu schwierig sein werden und finden es ungerecht, dass nicht die Fachlehrer, die genau wissen, welcher Stoff durchgenommen wurde, entscheiden dürfen, was geprüft wird. „Einige Schulen waren länger geschlossen, einige kürzer – warum sollen alle das Gleiche schreiben“, fragt sich German Reiswich.

„Letztes Jahr gab es zwei Monate Homeschooling, dieses Jahr ging das mit dem Auf und Zu wesentlich länger“, betont der 20-jährige. Außerdem kamen, seiner Meinung nach nicht alle mit dem Distanzunterricht gut klar. Er selbst habe Geld in die Hand genommen und sich einen neuen Computer zugelegt. Der Bildungserfolg könne aber doch nicht vom Geld abhängig werden, so Reiswich.

Die Mathelehrerin Kristin Attermeyer sieht das etwas entspannter. Die Aufgaben seien zwar zentral gestellt, die Fachlehrkräfte dürfen jedoch diesmal, gerade wegen der Pandemie, in Mathe zwischen zwei Prüfungsvarianten wählen. „Das soll den Prüflingen ein besseres Gefühl geben“, meint die stellvertretende Schulleiterin.

„Außerdem konnten die Abschlussklassen die meiste Zeit in Präsenz unterrichtet werden“, ergänzt die Schulleiterin Christiane Beckmann-Veerkamp und hat Mitleid mit den Jugendlichen aus einem anderen Grund: „Am Schlimmsten ist die ständige Ungewissheit, dass Corona plötzlich die Prüfung unmöglich macht, weil entweder die Lehrkräfte oder die Schülerinnen und Schüler wegen einer Infektion oder einer Quarantäneverfügung nicht mehr in die Schule kommen dürfen“, sagt Beckmann-Veerkamp. „Wir bemühen uns alle, ‚corona -negativ‘ zu bleiben“, fügt sie hinzu.

Text und Bilder dieser Seite: Wernonika Anger