17 Absolventen des Weiterbildungskollegs Rheine feiern im Sommersemester ihre Abschlüsse. Unter Ihnen ist eine besondere junge Frau, die mit drei kleinen Kindern und Job noch zur Schule ging, um ihrem Wunschberuf näher zu kommen.
„Ich habe einen Traum,“ sagte sich vor zwei Jahren Monique Wulfert und beschloss Hebamme zu werden. Einfacher gesagt als getan: Da die 27-jährige Mutter von drei kleinen Kindern (2, 4 und 5 Jahre) zunächst einen Hauptschulabschluss hatte, für diese Ausbildung aber ein Studium unentbehrlich ist. Heute hat sie den ersten Schritt erfolgreich absolviert und die Mittlere Reife mit Qualifikation erreicht.
„Nach der Hauptschule habe ich zweimal eine Ausbildung angefangen, erst mal als Kinderpflegerin, dann als Verkäuferin. Beide habe ich abgebrochen. Es war nicht das, was ich in meinem Leben machen wollte“, sagt sie und gibt zu, nie den Mut gehabt zu haben, den Traumberuf Hebamme als Ziel zu nehmen.
„Als das dritte Kind zur Welt kam, gab es auch den Wendepunkt und die Frage: Wenn nicht jetzt, wann dann?“, erinnert sich die 27-Jährige und betont, dass ihr Mann Felix und seine Unterstützung dabei eine sehr große Rolle gespielt hätten. Ohne ihn wäre die lange Reise Richtung Traumberuf gar nicht möglich gewesen.
Was Monique Wulfert in ihrem Alltag schafft, würden die wenigsten von uns überhaupt in Erwägung ziehen. „Der Alltag war richtig hart und wir haben uns kaum gesehen, sowohl mit den Kindern als auch mit meinem Mann“, erzählt die Salzbergenerin. „Wir haben uns jeden Tag buchstäblich die Türklinke in die Hand gedrückt und den Schichtwechsel gemacht“, fügt sie hinzu.
Der Tag begann um 6 Uhr und nachdem die drei jüngsten Familienmitglieder sicher in der Kita und Krippe untergebracht waren, ging es für Wulfert zur Arbeit. Als Schulassistentin hatte sie zu Mittag Feierabend. „Danach kam der Haushalt, Kinder abholen und um halb fünf musste ich mich auf den Weg zur Schule machen, wo ich dann bis 22 Uhr Unterricht hatte“, berichtet Monique Wulfert. „Krisen gab es schon oft, mein Mann arbeitet schließlich auch Vollzeit“, gibt sie zu.
Ab August geht für sie die Reise weiter: Drei Jahre Abendgymnasium in Rheine bis zum Abitur und anschließend dreieinhalb Jahre duales Studium in Osnabrück. „Die Motivation ist da und ein großer Respekt“, sagt die junge Frau.
„Ihre Geschichte kann vielen jungen Menschen Mut geben, die eigene Zukunft in die Hand zu nehmen“, sagte die Schulleiterin Christiane Beckmann-Veerkamp. „Alle siebzehn Absolventen sind wunderbare junge Menschen, die noch viel bewirken können, das persönliche EM-Turnier haben sie bereits gewonnen und sich nun für ihre eigene Weltmeisterschaft qualifiziert“, betonte Beckmann-Veerkamp in ihrer Abschlussrede.
Das Weiterbildungskolleg Rheine ist eine Schule der zweiten Chance. Junge Menschen sowohl ohne als auch mit Hauptschulabschluss können hier ihre Leistungen verbessern.
Foto: Nadeschda Springer