Zur Schule gehen – für alle Mädchen, die es in Afghanistan nicht dürfen.

Mit einer feierlichen Veranstaltung wurden in dieser Woche die Absolventinnen und Absolventen des Weiterbildungskollegs (WBK) Rheine verabschiedet. Insgesamt 16 Lernende aus dem Vormittags- und Abendbereich erhielten ihren Mittleren Schulabschluss – viele von ihnen mit Qualifikation für die gymnasiale Oberstufe. Hinter ihnen liegt ein anspruchsvolles, bewegendes Semester – und vor ihnen eine Welt voller Möglichkeiten.

Ein besonders bewegender Moment der Abschlussfeier war der Auftritt von Fakhria Asghari, einer jungen Frau aus Afghanistan, deren Bildungsweg die Anwesenden tief beeindruckte. Ohne Wiederholung hat sie den gesamten Bildungsgang – vom Vorkurs bis zum vierten Semester – erfolgreich absolviert. Sie hat an der Schule die deutsche Sprache gelernt und ihren Abschluss mit Qualifikation erreicht.

„Auf dem schwierigen Weg habe ich mich selbst motiviert. Ich wusste: Ich muss zur Schule gehen – für alle Mädchen, die es in Afghanistan nicht dürfen,“ sagt stolz die 28-Jährige.
Ihr Ziel: eine Ausbildung zur Fachinformatikerin am Berufskolleg Rheine. Sie habe nie aufgegeben – trotz vieler Herausforderungen. „WBK war für mich die schönste Erfahrung meines Lebens“, sagte sie über ihre Zeit in der Schule.

Fakhria lebte vor ihrer Ankunft in Deutschland zwei Jahre in einem Flüchtlingslager in Griechenland. In Afghanistan hatte sie acht Jahre lang die Schule besucht, danach ging es nicht mehr, da sie sich um ihre kranke Großmutter kümmern musste. Seit 2021 lebt sie mit ihrer Familie in Deutschland, kümmert sich um ihre zwei kleinen Kinder und verfolgt unbeirrt ihren Bildungstraum.

Ein ganz persönlicher Antrieb begleitet sie dabei: Als Kind hörte sie oft ein afghanisches Radioprogramm, in dem die Namen der Jugendlichen vorgelesen wurden, die einen Studienplatz bekommen hatten. „Ich wollte, dass auch mein Name einmal genannt wird“, erinnert sich Fakhria.
Diese Woche hat sie diesen Wunsch ein Stück näher rücken lassen – auch für ihren Vater, der noch in Afghanistan lebt und immer an sie geglaubt hat. „Er sagt, ich bin sein bestes Kind“, erzählt sie mit einem Lächeln.

Die feierliche Verabschiedung fand in der Aula des Weiterbildungskollegs statt. Neben Lehrkräften, Familien und Freunden war auch der stellvertretende Bürgermeister der Stadt Fabian Lenz anwesend. In seiner Ansprache lobte er den Durchhaltewillen und das Engagement der Absolvent: innen.

Mit dieser Haltung gehen die Absolventen: innen nun neue Wege – in Ausbildung, weiterführende Bildung oder in die Berufswelt.

Weiterbildungskolleg Rheine ist eine Schule der zweiten Chance. Junge Menschen sowohl ohne als auch mit Hauptschulabschluss können hier ihre Leistungen verbessern oder nachholen.

Text und Foto: Weronika Anger