Am 20.11.2024 fand zum ersten Mal eine eigene Ausbildungsmesse an der ARS statt. Kein Abschluss ohne Anschluss – nach diesem Motto hat Frau Jürgens den Tag organisiert und Firmen eingeladen, mit den Schülerinnen und Schülern ins Gespräch zu kommen. Aufgrund des nicht zu großen Rahmens der Veranstaltung ist dies gut gelungen.
Eine besondere Freude war das Wiedersehen mit der ehemaligen Schülerin Lulu, die nach ihrem Schulabschluss eine Ausbildung bei der Firma Dachser angefangen hat.
Alle Beteiligten sind sich sicher, dass dies nicht die letzte Ausbildungsmesse an der ARS war.
Das Weiterbildungskolleg Rheine setzt ein Zeichen gegen Gewalt in der Schule. Die Lehrkräfte beschließen neue einheitliche Regeln, verbannen die Handys aus dem Unterricht und tragen bei einer Sonderveranstaltung in der Aula eindrucksvolle Statements vor der gesamten Schülerschaft vor. Das ganze Vorhaben heißt „Pädagogische Geschlossenheit“ und hat das Ziel, eine klare Kante bei diesem Thema zu zeigen.
Fast die Hälfte der Lehrkräfte in Deutschland berichtet von Problemen mit körperlicher oder psychischer Gewalt an ihrer Schule. Die Zahlen, insbesondere an Schulen in Nordrhein-Westfalen, steigen – wie die letzte Umfrage des „Deutschen Schulbarometers 2024“ im Auftrag der Robert Bosch Stiftung zeigt. Das Weiterbildungskolleg Rheine bleibt von dieser Thematik auch nicht verschont, will aber entschlossen dagegen kämpfen.
Kollegium spricht mit einer Stimme
„Es ist das Alltägliche, hin und wieder Konflikte, mal kleine, mal größere“, berichtet die Schulleiterin Christiane Beckmann-Veerkamp. „Insgesamt ist die Sprache der jungen Menschen salopper geworden, Beleidigungen auf den Fluren und auf dem Schulhof sind keine Seltenheit mehr“, bedauert sie. „Wir wollen aber zeigen, dass man diese Probleme lösen kann und sagen ganz klar, dass Menschen, die mit der Faust oder mit Worten andere verletzen an unserer Schule nicht Willkommen sind“, fügt Beckmann-Veerkamp hinzu.
Damit das auch keine leeren Worte sind, haben sich zwei junge Lehrerinnen, Jasmin Snyders und Matea Bumbar, etwas Besonderes überlegt. Das Vorhaben heißt „Pädagogische Geschlossenheit“ und ist in mehrere Schritte eingeteilt. „Die Bezeichnung kommt davon, dass das gesamte Kollegium eine Stimme spricht und somit an einem Strang zieht“, erklärt Jasmin Snyders. „Das schafft Transparenz für alle und erleichtert die Umsetzung der beschlossenen Regeln“, erklärt die 30-Jährige.
Keine heimlichen Fotos oder Videos
Der erste Schritt im Rahmen der „Pädagogischen Geschlossenheit“ war die Verbannung der Handys aus dem Unterricht seit Beginn dieses Schuljahres. Direkt danach gab es nach Einschätzung des Kollegiums weniger Konflikte, die zum Beispiel durch heimlich gemachte Bilder oder Videos entstanden sind.
„Der zweite Schritt folgte im Oktober und hat unsere Schülerinnen und Schüler sehr überrascht“, berichtet Matea Bumbar. „Wir haben gemeinsam Statements formuliert, dann uns alle in der Aula versammelt und diese feierlich vor der gesamten Schülerschaft vorgetragen, besonders beeindruckend war aber das Video, das die eine Klasse selbst erstellt hat“, erzählt die 26-jährige Lehrerin, „dieses zeigte einen Tag aus der Sicht des Opfers von schulischer Gewalt“.
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Wie beide Lehrerinnen betonen, wurde die Veranstaltung ganz unterschiedlich von den Schülern aufgenommen. Die einen haben sich gewundert, weil sie glücklicherweise bislang keine Gewalterfahrungen gemacht hatten, die anderen waren sehr dankbar, weil es danach im Gespräch mit der Klassenleitung und den Klassenkameraden, die Möglichkeit gab, sich über die eigenen Probleme im Schulalltag auszutauschen. „Das nächste Etappenziel haben wir auf jeden Fall erreicht: Alle Schülerinnen und Schüler wissen jetzt, dass ihnen bei Problemen sofort geholfen wird“, versichern die Lehrerinnen.
Mehr Hilfe gegen Mobbing
Dafür hat die Schule eine zuverlässige Hilfsinfrastruktur geschaffen. Neben der Klassenleitung stehen den Jugendlichen speziell ausgebildete Beratung- und Vertrauenslehrkräfte sowie ein Sozialarbeiter zur Verfügung. Außerdem wird das gesamte Kollegium im November eine umfassende Fortbildung zum Thema Cybermobbing absolvieren. Für die Schülerinnen und Schüler wird ein Projekttag vorbereitet, an dem externe Partner interessante Workshops zum Thema Mobbing und Umgang mit Gewalt jeglicher Form anbieten werden.
„Es wird jetzt gehandelt und nicht weggeschaut – das ist unser Motto und wir werden nicht aufgeben“, versichert die Schulleiterin. „Wir sind eine Schule ohne Rassismus und Schule mit Courage – das bedeutet, dass jede Kultur, jede Religion und jedes Geschlecht hier geschätzt wird. Die Gerechtigkeit die momentan an vielen Orten in der Welt fehlt, wollen wir an unserer Schule leben“, betont Christiane Beckmann-Veerkamp.
Das Weiterbildungskolleg Rheine ist eine Schule der zweiten Chance. Gleich, ob man jung oder älter ist, ob man einen deutschen Pass oder einen Migrationshintergrund hat, ob man nur einen Hauptschulabschluss haben möchten oder vielleicht Abitur machen will und eine Qualifikation benötigt. Jeder zwischen 17 und 99 Jahren kann hier eine neue Chance auf bessere berufliche Zukunft bekommen.
Seit dem 01. August 2024 ist Dennis Krumm als Schulsozialarbeiter Ansprechpartner an der ARS. Sein Arbeitgeber ist der Jugend- und Familiendienst e.V. in Rheine.
Herr Krumm ist zu folgenden Zeiten in der Schule:
dienstags und freitags von 8:00 bis 13:00 Uhr
Sie erreichen ihn telefonisch unter 0151-22182686 oder per Mail über IServ unter dennis.krumm@ars-wbk.rheine.schule.
Folgende Bereiche zählen zu seinen Aufgaben:
Beratung: Herr Krumm ist ein Berater vor Ort in der Schule für Schülerinnen und Schüler sowie Eltern.
Konfliktbewältigung: Herr Krumm kann bei jeder Art von Konflikten als unbeteiligter Vermittler hinzugezogen werden. Dabei kann es sich um kleinere Streitereien bis hin zu größeren Konflikten handeln.
Projekte: Projekte können unterschiedlich sein, z.B. Soziales Lernen, Umgang mit Medien, Gewalt-, Sucht- und Mobbingprävention.
Kooperation: Um einem ganzheitlichen Ansatz gerecht zu werden, arbeitet Herr Krumm mit unterschiedlichen Einrichtungen der Jugendhilfe (Arbeitskreisen, Beratungsstellen, Vereinen usw.) kooperativ zusammen.
Schülerinnen und Schüler sowie Eltern haben jederzeit die Möglichkeit, einen Termin zu vereinbaren. Dieser kann während der oben genannten Zeiten oder bei Bedarf auch zu einem anderen Zeitpunkt stattfinden.
17 Absolventen des Weiterbildungskollegs Rheine feiern im Sommersemester ihre Abschlüsse. Unter Ihnen ist eine besondere junge Frau, die mit drei kleinen Kindern und Job noch zur Schule ging, um ihrem Wunschberuf näher zu kommen.
Foto: Nadeschda Springer
„Ich habe einen Traum,“ sagte sich vor zwei Jahren Monique Wulfert und beschloss Hebamme zu werden. Einfacher gesagt als getan: Da die 27-jährige Mutter von drei kleinen Kindern (2, 4 und 5 Jahre) zunächst einen Hauptschulabschluss hatte, für diese Ausbildung aber ein Studium unentbehrlich ist. Heute hat sie den ersten Schritt erfolgreich absolviert und die Mittlere Reife mit Qualifikation erreicht.
„Nach der Hauptschule habe ich zweimal eine Ausbildung angefangen, erst mal als Kinderpflegerin, dann als Verkäuferin. Beide habe ich abgebrochen. Es war nicht das, was ich in meinem Leben machen wollte“, sagt sie und gibt zu, nie den Mut gehabt zu haben, den Traumberuf Hebamme als Ziel zu nehmen.
„Als das dritte Kind zur Welt kam, gab es auch den Wendepunkt und die Frage: Wenn nicht jetzt, wann dann?“, erinnert sich die 27-Jährige und betont, dass ihr Mann Felix und seine Unterstützung dabei eine sehr große Rolle gespielt hätten. Ohne ihn wäre die lange Reise Richtung Traumberuf gar nicht möglich gewesen.
Was Monique Wulfert in ihrem Alltag schafft, würden die wenigsten von uns überhaupt in Erwägung ziehen. „Der Alltag war richtig hart und wir haben uns kaum gesehen, sowohl mit den Kindern als auch mit meinem Mann“, erzählt die Salzbergenerin. „Wir haben uns jeden Tag buchstäblich die Türklinke in die Hand gedrückt und den Schichtwechsel gemacht“, fügt sie hinzu.
Der Tag begann um 6 Uhr und nachdem die drei jüngsten Familienmitglieder sicher in der Kita und Krippe untergebracht waren, ging es für Wulfert zur Arbeit. Als Schulassistentin hatte sie zu Mittag Feierabend. „Danach kam der Haushalt, Kinder abholen und um halb fünf musste ich mich auf den Weg zur Schule machen, wo ich dann bis 22 Uhr Unterricht hatte“, berichtet Monique Wulfert. „Krisen gab es schon oft, mein Mann arbeitet schließlich auch Vollzeit“, gibt sie zu.
Ab August geht für sie die Reise weiter: Drei Jahre Abendgymnasium in Rheine bis zum Abitur und anschließend dreieinhalb Jahre duales Studium in Osnabrück. „Die Motivation ist da und ein großer Respekt“, sagt die junge Frau.
„Ihre Geschichte kann vielen jungen Menschen Mut geben, die eigene Zukunft in die Hand zu nehmen“, sagte die Schulleiterin Christiane Beckmann-Veerkamp. „Alle siebzehn Absolventen sind wunderbare junge Menschen, die noch viel bewirken können, das persönliche EM-Turnier haben sie bereits gewonnen und sich nun für ihre eigene Weltmeisterschaft qualifiziert“, betonte Beckmann-Veerkamp in ihrer Abschlussrede.
Das Weiterbildungskolleg Rheine ist eine Schule der zweiten Chance. Junge Menschen sowohl ohne als auch mit Hauptschulabschluss können hier ihre Leistungen verbessern.