26 Absolventinnen und Absolventen der Abendrealschule Rheine (ARS) haben am Montag in der Stadthalle Rheine ihre Abschlusszeugnisse erhalten. An der Abschlussfeier nahm der stellvertretende Bürgermeister von Rheine Fabian Lenz teil. In seiner Rede hob er das Durchhaltevermögen der jungen Menschen, die über die Hälfte ihrer Schulzeit unter Last der Pandemie gelitten hätten, hervor. Dank sinkender Zahlen und der Lockerungen der Corona – Schutzverordnung konnten die Absolventinnen und Absolventen den Abschluss zusammen mit ihren Familien feiern.
Bundesweit läuten indes die Alarmglocken. Es wird erwartet, dass sich aufgrund der Pandemie-Beschränkungen die jährliche Zahl der Schulabbrecher verdoppeln wird. „Die Schule abzubrechen, war für uns trotz des Distanzunterrichts keine Option“, sagen die Schüler der ARS. Sie wissen genau, wovon sie sprechen. Sie wollen auch anderen, die gerade in diesen schwierigen Zeiten an sich zweifeln, Mut geben. Die meisten der Absolventinnen und Absolventen haben schon mehrmals die Schule abgebrochen und in der Abendrealschule eine zweite, manchmal sogar eine dritte oder auch vierte Chance bekommen.
So war es auch für die 22-jährige Franziska Wölk (im Bild links), die am Montag mit dem Durchschnitt 1,0 die Jahrgangsbeste geworden ist. „Nachdem ich mitten in meiner Schullaufbahn die Motivation verloren habe, traf ich zufällig eines Tages zwei meiner Lehrer in der Stadt. Dieses Gespräch und die Unterstützung meines Mannes haben mich aus dem Loch rausgeholt und wieder in die Schulbank gebracht, wofür ich jetzt ganz dankbar bin“, betont Wölk.
Auch ihr Klassenkamerad Devin Muthulingam hat es nicht leicht gehabt. „Ich kam zur ARS als frecher, unreifer und übergewichtiger Junge und verlasse die Schule, die mich geprägt hat, stolz als erwachsener, reifer Mann mit einem qualifizierten Abschluss und ohne Übergewicht“, sagt der 21-Jahrige mit Augenzwinkern. „Je steiniger der Weg, desto wertvoller das Ziel“, fügt er hinzu
Dieses Motto hat auch Kamila Dzumasova auf ihrem Weg zum Abschluss begleitet. Die 25-jährige alleinerziehende Mutter hatte nicht nur ihre eigenen Hausaufgaben zu bewältigen, sondern auch die ihrer zwei kleinen Kinder. „Ich bin vor allem den Lehrerinnen und Lehrern der ARS dankbar für ihre enorme Unterstützung während des Distanzunterrichts. Wir sind stets in Kontakt geblieben und konnten immer alles nachfragen im Videounterricht, in Chats oder per E-Mail. Das hat uns am Ball gehalten“, betont Dzumasova und möchte allen, die die Schule vielleicht gerade aufgeben wollen, sagen: „Gebt nicht auf, es gibt immer einen Weg, egal wie schwer er ist.“
Besondere Abschiedsworte richtete am Montag auch die Schulleiterin an die Absolventinnen und Absolventen: „Selbst Corona hat uns nicht gestoppt – das ist euer Abschlussmotto. Speichert diese Aussage fest in eurem Gedächtnis, denn ich bin mir sicher, dass euch nun nichts mehr stoppen kann“, sagte Christiane Beckmann-Veerkamp.
Text und Bilder dieser Seite: Weronkia Anger