Eine kleine Schule mit großer Geschichte

Grund zur Freude: Bürgermeister Dr. Peter Lüttmann hat bei der 120. feierlichen Zeugnisübergabe die Absolventen des Weiterbildungskollegs Rheine (ARS), die ihren Mittleren Abschluss geschafft haben, verabschiedet. Die Schule feierte ihren 60. Geburtstag mit einem internationalen Sommerfest.

Zwei Umzüge, drei Schulleitungen, unzählige Lehrerinnen und Lehrer, schwierige Pandemiezeiten, Distanzunterricht, Digitalisierung und Hunderte Schülerinnen und Schüler aus 35 Nationen, die eine neue Chance bekamen, ihren Abschluss zu verbessern oder nachzuholen – so könnte man in wenigen Worten die vergangenen sechs Jahrzehnte der ARS zusammenfassen. In Augen des Bürgermeisters der Stadt Rheine, ist das Weiterbildungskolleg ein besonderes Haus des Lernens: „Es ist eine Baustelle Richtung Zukunft und ein absolut notwendiger Bestandteil der Schullandschaft in Rheine“, betonte Dr. Peter Lüttmann in seiner Rede.

Als besonders bezeichnete der Bürgermeister die jungen Erwachsenen. Unter den Absolventen sind nämlich Schüler, die lange mit Schicksalsschlägen und eigenen Schwächen gekämpft haben: sei es die Flucht vor dem Krieg, die Verfolgung, schwere Krankheiten oder einfach der innere Schweinehund: „Heute ist der Tag der Freude und des Stolzes – wir feiern Ihre harte Arbeit und Ihr Durchhaltevermögen“, sagte Lüttmann bei der Zeugnisausgabe.

Mit Stolz und Freude blickte auch die Schulleiterin Christiane Beckmann-Veerkamp in die Vergangenheit. „Wir sind immer ein freundliches Schulhaus gewesen, das dem Wind und manchmal auch Stürmen getrotzt hat.“ So erinnerte sie an die Zeit, als im Jahre 1991 sogar die Schließung der ARS drohte.

Auch die Schülerinnen und Schüler schauen dankbar auf die vergangene Zeit und Erinnerungen zurück und sind froh, dass sie nicht aufgegeben wurden und manchmal auch mehr als eine Chance bekommen haben.

„Es ist ein Ort, an dem es in Ordnung ist, einen Fehler zu machen, ein Ort, an dem wir uns immer sicher fühlen konnten“, sagt der 23 jährige Mohammed El Sheikh. In den drei Jahren hat er im Weiterbildungskolleg nicht nur die deutsche Sprache gelernt und viele großartige Freunde gefunden. Er hat auch einen Schulabschluss und kann jetzt seine gewünschte Ausbildung als Alten- und Krankenpfleger antreten. „Wenn ich die Schule in einem Satz beschreiben sollte, würde ich sagen: Es ist unser zweites Zuhause gewesen“, fügt El Sheikh hinzu.

Die ARS Rheine, die 1963 entstand und sich seit 2014 im Schulzentrum Dorenkamp in der ehemaligem Elisabeth Schule befindet, ist eine Schule der zweiten Chance und eine Schule mit Herz. Junge Menschen sowohl ohne als auch mit Hauptschulabschluss können hier ihre Leistungen und damit ihre Perspektiven verbessern. 

Fotos: Kristin Jürgens